Zusammenfassung
Es wird die Frage gestellt, nach welchen Prinzipien sich der Arzt - und auch der Psychotherapeut - in seinem
Verhalten zum Patienten richten soll. Die Methode - die genaue Beobachtung und Beschreibung der Arzt-Patienten-Interaktion - wird am
Beispiel einer „großen Visite” bei einer magersüchtigen Patientin dargestellt. Das Ergebnis der Analyse dieser interpersonellen Situation zeigt, dass es nicht ausreicht, sich
nach den Kant’schen Verhaltensimperativen zu richten, dass man das Anders-Sein des
Patienten berücksichtigen und auf das Mitagieren achten soll. Die Diskussion wirft die Frage auf, ob man darüber hinaus noch weitere, insbesondere ethische Fragen
berücksichtigen sollte, und was die Balint-Gruppen dazu beitragen können.
Summary
The interaction between the chief-doctor and the young woman with anorexia nervosa
in the general hospital during the „great visit” at the bed of the patient is discussed.
It’s neither sufficient to deal with the patient in accordance with the own phantasywish
imagined to be in the same situation (I. Kant), nor treat the patient according to
some special therapy model. It is necessary to develop an appropriate ethic dimension,
first of all in the „internal space” of the therapist. Balint-group-method could help
to realize this opening on both sides.
Schlüsselwörter
Übertragung - Gegenübertragung - Agieren - Ethik - Balint-Gruppe
Key words
Transference - Countertransference - Acting out - Ethics - Balint groups
Literatur
- 1 Heigl-Evers A, Heigl F S, Ott J. Lehrbuch der Psychotherapie. 3. Auflage; Stuttgart;
1997
- 2 Kant I (Hrsg), Cassirer E. Immanuel Kant’s Werke, Kritik der praktischen Vernunft. 1912
OA Dr. med. Dipl.-Psych. Jan Ponesicky
MEDIAN-Klinik
Gersdorfer Str. 3 - 5
01819 Berggießhübel